Unser Anliegen

Anders als das Stadtbauamt Landau und Baudezernent Ingenthron vertreten wir als Anwohner die Ansicht, dass eine weitere Expansion der Firma Wickert in der geplanten Art und Weise weitreichende negative Folgen für das gesamte Wohngebiet “Wollmesheimer Höhe” hat.

Expansion nicht um jeden Preis

Bereits beim ersten Erweiterungsbau 2008 brachten zahlreiche Anwohner ihre Bedenken hinsichtlich der erdrückenden Wirkung der geplanten Produktionshallen vor und beklagten eine Verletzung des Rücksichtsnahmegebots. Auch damals wurden die Pläne ohne Beteiligung der betroffenen Anwohner durchgewunken und der Bauantrag innerhalb eines Monats genehmigt. Eine finale juristische Prüfung der Sachlage fand nicht statt.

Mit der Verdopplung der bestehenden Produktionsflächen in direkter Nachbarschaft eines dicht besiedelten Wohngebiets hat die Landauer Stadtverwaltung auch im Jahr 2017 offensichtlich kein Problem:

“Die Verwaltung geht aufgrund der aktuellen Rechtsprechung davon aus, dass im vorliegenden Fall keine „erdrückende Wirkung” geltend gemacht werden kann, obwohl sich der optische Eindruck für die Nachbargrundstücke verdoppelt.”

aus der Sitzungsvorlage vom 18.10.2017

Welche “aktuelle Rechtsprechung” hier zur Begründung herangezogen wurde, führt die Verwaltung leider nicht weiter aus.

Das Argument, die Firma Wickert sei schließlich vor den Anwohnern da gewesen und man müsse sich daher fügen, können wir in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht nachvollziehen. Zum einen hat die Stadt Landau das betreffende Gebiet am südlichen Rand der Wollmesheimer Höhe ganz bewusst als Mischgebiet ausgewiesen und die Bebauung mit Wohnhäusern bis an die Wollmesheimer Straße heran vorangetrieben – mögliche Konflikte waren also vorprogrammiert. Und zum anderen kann ein “Wir waren zuerst da” nicht als Freibrief dienen, um ohne Rücksicht auf die Belange und Sorgen der Nachbarschaft seine Interessen durchzusetzen.   

Wir sind als Anwohner im Jahr 2008 davon ausgegangen, dass es sich bei der Erweiterung der Produktionsstätten um eine einmalige Maßnahme, wenigstens aber um eine auf lange Sicht große Ausnahme handelt. Die Tatsache, dass sich nun – keine zehn Jahre später – die damaligen Planungen der Firma Wickert als zu kurzsichtig und wenig nachhaltig erwiesen haben, sollte nicht dazu verleiten, die gleichen Fehler erneut zu machen. Es zeigt vielmehr, dass Industriebetriebe dieser Größenordnung in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebieten einfach fehl am Platz sind.

Dass vielleicht schon damals seitens des Unternehmens eine falsche Entscheidung getroffen wurde und man die Produktionsstätten besser an einen geeigneteren und zukunftssicheren Standort hätte verlegen sollen, dies scheint auch den Landauer Stadtvertretern zu dämmern. So wurde aus Reihen der CDU-Fraktion bereits die Frage aufgeworfen, ob das Unternehmen im Zuge der erneuten Expansion nicht eher an einen tragfähigeren Standort umziehen solle.

Wir fordern daher eine genaue und umfassende Prüfung des Bauvorhabens durch den Landauer Bauausschuss sowie externer Sachverständiger.

Es kann nicht sein, dass eine Entscheidung mit dieser Tragweite innerhalb weniger Wochen durch die zuständigen Gremien gepeitscht werden soll, nur weil beim Bauherrn die Zeit drängt. Sorgen und Bedenken der betroffenen Anwohner müssen Ernst genommen und nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Unserer Ansicht nach wird mit der geplanten Erweiterung das Gebot der Rücksichtnahme erneut erheblich verletzt, nicht zuletzt durch den zusätzlichen Autoverkehr im angrenzenden Wohngebiet.

Kein zusätzlicher Autoverkehr im Wohngebiet

Schon bei der ersten Erweiterung 2008 standen die Anwohner der damit einhergehenden Zunahme des Autoverkehrs innerhalb des Wohngebiets kritisch gegenüber. Man verließ sich jedoch auf die Zusagen der Stadt und des Unternehmens, wonach der Werksverkehr im Wohngebiet im Wesentlichen  auf die Zufahrt zu den geplanten 15 Parkplätze beschränkt werden sollte.

„Morgens 15 Fahrzeuge rein, abends 15 Fahrzeuge raus”

Zusage von Herrn Wickert anläßlich der ersten Erweiterung im Jahre 2008

Schnell wurde jedoch klar, dass diese 15 Parkplätze nur die Spitze des Eisbergs waren – seit der Erweiterung parken Mitarbeiter der Firma Wickert regelmäßig beide Seiten der Rappoltsweiler Straße zu, teilweise verkehrsgefährdend im Kurven- und Kreuzungsbereich. Hinzu kommt, dass die ursprünglich zugesicherten 15 Parkplätze auf dem Werksgelände schon nach wenigen Jahren um zusätzliche acht Parkplätze erweitert wurden.

Wir können nicht nachvollziehen, weshalb für einen Betrieb dieser Größenordnung die Zufahrt zu den Mitarbeiterparkplätzen über ein Wohngebiet erfolgen soll, das für ein solches Verkehrsaufkommen schon heute völlig ungeeignet ist.

Die Siedlung “Wollmesheimer Höhe” (Landau Südwest) entstand bereits in den 30er Jahren und ist aufgrund ihrer straßenbaulichen Gegebenheiten nicht für einen übermäßigen Autoverkehr ausgelegt. Die Straßen sind stellenweise so schmal, dass bei Gegenverkehr beide Seiten auf den Bürgersteig ausweichen müssen.

Viele Mitarbeiter der Firma Wickert fahren das Betriebsgelände von der B10 kommend an und nutzen den Weg über die Siedlung als Abkürzung und um Ampeln im Stadtgebiet zu umgehen. Selbstverständlich kann man den Mitarbeitern ihren Arbeitsweg nicht vorschreiben, aber die Einfahrt in der Rappoltsweiler Straße verleitet natürlich dazu, gleich komplett durch das Wohngebiet zu fahren. Dass diese Praxis nun für mindestens 50 weitere Fahrzeuge fortgesetzt werden soll, können wir als Anwohner nicht weiter akzeptieren.

Wir fordern daher die Schließung der Zufahrt in der Rappoltsweiler Straße und statt dessen eine Nutzung der bereits bestehenden Zufahrten zum Betriebsgelände an der Wollmesheimer Straße.

Für eine verlässliche Bauplanung in Landau

Wir stellen uns die Frage, welchen Sinn ein Bebauungsplan hat, wenn er offenbar nach Belieben verändert werden kann, sofern seitens des Antragstellers nur ausreichend “ökonomische Gründe” vorgewiesen werden und das Argument der  “Standortsicherung” aus dem Hut gezogen wird.

Viele Anwohner haben sich aufgrund des geltenden Bebauungsplans entschieden, eigenes Wohneigentum auf der Wollmesheimer Höhe zu erwerben oder bestehendes Eigentum auszubauen – sie sind bei diesen Entscheidungen nicht davon ausgegangen, plötzlich in direkter Nachbarschaft einer 72 Meter langen und fast 20 Meter hohen Halle zu wohnen und tagtäglich morgens und abends den Werksverkehr von über 70 PKW ertragen zu müssen.

Wir fordern daher das Festhalten am aktuell geltenden Bebauungsplan!

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